Von dem Andrang waren die Veranstalter dann doch überrascht: der Saal in den Burtscheider Kurparkterrassen war völlig überfüllt, als sich am Donnerstagabend der Aachener Kreisverband der neuen Partei DIE LINKE zur Gründungsversammlung traf. Erst mit großer Verspätung konnte die eigentliche Versammlung beginnen, weil fast fünfzig Aachenerinnen und Aachener noch unmittelbar zuvor in die aus WASG und PDS hervorgegangene Partei eintraten. Ihnen wurden durch Beschluss der Versammlung sofort die vollen Mitgliedsrechte verliehen.
Um 21.22 Uhr wurde dann mit einstimmigem Beschluss der Kreisverband für Stadt und Kreis Aachen konstituiert. Erfreuliches aus der Stadt Aachen konnten die drei Ratsmitglieder Horst Schnitzler, Marc Treude und Andreas Müller verkünden. Sie werden in der kommenden Woche endlich eine gemeinsame Fraktion im Aachener Stadtrat bilden.
Außer den Grußworten des für Aachen zuständigen Bundestagsabgeordneten der Linksfraktion, Paul Schäfer, und von Michael Aggelidis, Mitglied des Landesvorstands der Partei, übermittelten auch Vertreterinnen und Vertreter vieler befreundeter Organisationen der Partei ihre Grüße. DGB-Vorsitzender Heinz Kaulen wünschte dem Hochzeitspaar WASG und PDS viel Glück. Die Gesandte der niederländischen Sozialistischen Partei (SP), die es in Heerlen zur größten Fraktion gebracht hat, übergab ein Blumengeschenk und drückte die Hoffnung auf gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus. Mit großem Interesse verfolgte auch ein Aktivist des belgischen Komitee für eine andere Politik (CAP) die Versammlung. Er riet der Linken, neben den sozialen Themen auch verstärkt den Umweltschutz zu thematisieren. Auch die Aachener DKP wünschte der neuen Partei viel Erfolg, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wies auf die Notwendigkeit hin, im Widerstand gegen verstärkte Naziaktivitäten auch in unserer Region zusammenzuarbeiten.
Die Versammelten waren sich einig: Von den im Bundestag vertretenen Parteien sei es einzig die Linkspartei, die für sechs zentrale Forderungen eintrete, die laut zahlreichen Umfragen die Mehrheit der Bevölkerung teile, nämlich die Ablehnung der unsozialen und die Menschenwürde verletzenden Hartz-Gesetze, die Forderung nach einem Mindestlohn von zunächst mindestens acht Euro, den Protest gegen die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters, die nichts anderes eine verkappte Rentenkürzung sei, die Ablehung der Bahnprivatisierung und die Forderung nach Vergesellschaftung der großen Energiekonzerne, sowie Forderung nach Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Für den Sonderzug zur Friedensdemonstration in Berlin am 15. September wurden deshalb auch zahlreiche Fahrkarten auf der Versammlung verkauft.
Zu vorgerückter Stunde wurde schließlich der erste Vorstand des Aachener Kreisverbands gewählt. Sprecherin wurde Sonja Skock, engagierte Betriebsrätin aus Herzogenrath. Sprecher ist nun Darius Dunker, den Aachenerinnen und Aachenern durch seinen Einsatz für den erfolgreichen Bürgerentscheid im vergangenen Herbst bekannt. Schatzmeister wurde Wolf Müller, der dieses Amt auch schon bei der PDS innehatte. Als Beisitzerinnen und Beisitzer wurden Catrin Brust, Leo Deumens, Kai Dornis, Martina Haase, Andrej Hunko, Hardy Knippschild, Sabine Moschner, Doreen Ullrich und Jennifer Wörl gewählt.