Eine Erfindung aus der heutigen Euregio Maas-Rhein: Die Musikcassette, unverzichtbare Begleiterin der Jugend meiner Generation, stammt aus Hasselt. Einer ihrer Erfinder, Lou Ottens, ist letzten Samstag gestorben. Ich bin ihm zu tiefst dankbar für die vielen Momente, die die Erfindung seines belgisch-niederländischen Teams bei Philips möglich gemacht hat. Die Cassetten mit meinen Lieblingssendungen aus dem Radio und einigen Song-Schätzen, die ich bis heute nicht digital gefunden habe, liegen immer noch parat, als wollte ich sie gleich anhören.

Dabei habe ich seit Jahren kein Abspielgerät dafür mehr einsatzbereit. Ich erinnere mich an meine erste eigene Cassette, bespielt auf Mutters Kofferradio, und wie ich erst Jahre später lernte, welche tollen Songs das genau waren, die ich mir da schon aufgenommen hatte. Unvergessen, wie Tapes für die besten Freundinnen und Freunde zusammengestellt und hübsch gestaltet wurden, und welche tolle Musik andere mir sorgfältig zusammengestellt hatten. Eine Spotify-Playlist wird dem niemals entsprechen können.

Und dann war da ja noch die Cassette als Datasette, das erste Speichermedium an meinem ersten Computer, einem VC20, angeschlossen am Fernseher. Cassette einlegen, spulen zur passenden Stelle, LOAD-Befehl tippen und warten, bis und ob überhaupt das richtige Programm gefunden wird... heute kaum mehr vorstellbar. (Bis ich mir ein Diskettenlaufwerk leisten konnte, dauerte es eine Weile. 575 DM kostete das Laufwerk, dass ich später am C64 hatte.)

In ihrer letzten Phase führte die Cassette noch als Band im Anrufbeantworter ein Nischendasein, und im Autoradio durfte sie noch einige Jahre die Musik zuspielen, bis sie einem Adapter gleichen Formats wich, der einem MP3-Stick die Zuständigkeit für Fahrmusik übertrug. Bis wirklich die letzten Cassetten das Handschuhfach verlassen mussten, verging noch eine Weile...